@lisa

Es war ein kalter Novembertag und es war das Jahr 1997. Graue Wolken bedeckten den Himmel und die Sonne war schon lange hinterm Horizont versunken. Die letzten schwarzen Raben, die noch den dämmriggrauen Himmel durchquerten, verkündeten vom bevorstehenden Winter und zogen weiter, um noch einen Platz für die Nacht zu finden. Und noch jemand suchte seinen Weg nachhause. Sein Name war Oliver. Er bewohnte eine kleine Wohnung am Rande der Stadt. Mit ihm wohnte ein Hund, ihr Name war Moni. Doch Moni war nicht Olivers Hund, nein, Moni war der Hund von Peter und Peter war der Freund von Birgit und Birgit wohnt dort wo Peter wohnt und Peter wohnt dort wo Moni wohnt und deshalb wohnten alle vier in der kleinen Wohnung am Rande der Stadt. Das war eng, das können sie mir glauben.
Und noch jemand war an diesem Abend unterwegs. Sein Name war Stefan. Sein Nachname war eigentlich gar nicht schwer, jedoch passierte es ihm immer wieder, daß die anderen, beispielsweise Geschäftsleute, diesen falsch schrieben, obwohl er wirklich nicht schwer war. Stefan war nicht — wie sie es vielleicht annehmen könnten — auch auf dem Weg nachhause. Soviel sei aber vorweg genommen, er wird auf seinem Weg halt machen, scharf rechts gehen und am dreizehnten Haus läuten, doch weder Oliver noch Stefan waren zu diesem Zeitpunkt auch nur in der Nähe des Hauses mit der Nummer 13 und um das ganze etwas abzukürzen, soll hier nicht erzählt werden, dass Oliver beinahe von einer Bande betrunkener, nach billigem Wein aus einer Tetrapackung — bei Merkur gesehen um 2.90 — riechenden, räudigen und zwielichtigen Typen überfallen, fast erschlagen und beinahe zu Tode getrampelt worden wäre, wobei Stefan, fast zur gleichen Zeit, die dritte Kurve, an der er täglich vorbeikam, verpasste und beinahe über die Böschung fuhr, wäre dort nicht plötzlich ein Laternenmast gestanden.

Oliver war etwas nervös, ein unbestimmtes Gefühl, das er nicht wirklich zuordnen konnte, deshalb ging er auf die Toilette.
Zur gleichen Zeit vor einem Haus.
Der kalte Wind blies ihm ins Gesicht. „Ich hätte meine kuscheligwarme Wollmütze mitnehmen sollen“, dachte Stefan und zog sich den Kragen seiner leicht zerschlissenen Lederjacke weiter in den Nacken. Er bog um die Ecke und sah das, den plötzlich auftretenden Nebel kaum zu durchdringende, schwache Licht der Lampe über dem Eingang. Ein eigenartiges Geräusch bewegte sich über seinem Kopf und es stockte ihm der Atem. Die Klingel war nicht mehr weit.

Gelangweilt auf die Gebrauchsanweisung für OBs starrend, saß Oliver auf der Toilette und wartete. Er saß hier schon eine ganze Weile und seine Beine begannen bereits einzuschlafen, da klingelte es an der Türe. Irgendwie kam ihm das ganz gelegen, denn das wofür er hergekommen war, würde sich doch nicht einstellen. Er zog sich auf — denn seine Beine wollten nach der langen Sitzung ihren Dienst nicht antreten — und versuchte verkeilt sich die Hosen hochzuziehen. Es klingelte erneut. Nun stellte sich doch etwas Verzweiflung ein „wann, ja wann nur, würden seine Beine aufhören zu kribbeln und wieder zu gebrauchen sein?“ Beim dritten klingeln gab er es auf. Er warf sich auf den Boden und zog sich am Bauch liegend und wimmernd Richtung Eingangstüre. Unter größter Anstrengung erreichte er den Türöffner bevor er erschöpft liegen blieb und sich die Hosen zuzuknöpfen versuchte.

Die Türe summte, es knackte und Stefan stieß sie auf. Er war froh endlich aus dieser unfreundlichen Umgebung ins Warme zu kommen. Bei der Wohnungstüre angelangt versuchte er diese zu öffnen, doch etwas schien sie zu blockieren. Alles was er hörte war ein leichtes Winseln. Er warf sein ganzes Gewicht gegen die Türe und vermochte sie einen Spalt weit zu öffnen, gerade genug um hindurch zu sehen. Er schaute hinein, zwei Augen zurück, ihre Blicke trafen sich und sie wussten sofort „Wir werden eine Band gründen“.

Das ist sie also, die absolut wahrheitsgetreue Schilderung dieser unglaublichen Ereignisse, die zur Gründung einer der großartigsten und einflussreichsten Bands ihrer Zeit führten: @lisa